Derivate - für die einen Teufelszeug, für die anderen die sicherste Anlageform überhaupt
- Matthias Struck

- 23. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Kaum ein Finanzinstrument spaltet die Gemüter so sehr wie Derivate. Für die einen sind sie ein hochspekulatives Glücksspiel, für die anderen ein unverzichtbares Instrument zur Absicherung und zur Renditesteigerung. Aber was steckt wirklich dahinter? Sind Derivate das finanzielle Äquivalent eines teuflischen Pakts oder ein unterschätztes Sicherheitsnetz?
Bevor wir sie verteufeln oder in den Himmel loben, sollten wir klären, worum es geht.
Was sind Derivate eigentlich?
Ein Derivat ist ein Finanzinstrument, dessen Wert sich von einem anderen Basiswert ableitet – sei es eine Aktie, ein Rohstoff, eine Währung oder ein Zinssatz. Klingt kompliziert? Ein Beispiel: Ein Optionsschein auf die Tesla-Aktie ist nichts anderes als eine Wette darauf, ob sich der Kurs in die gewünschte Richtung bewegt – ohne die Aktie selbst zu besitzen.
Die dunkle Seite: Zocken mit Hebel
Nun zu dem Teil, der Derivaten ihren schlechten Ruf eingebracht hat. Viele Anleger – und leider auch manche Profis – nutzen Derivate nicht als Absicherung, sondern als Spekulation mit hohem Hebel. Große Gewinne sind möglich, aber ebenso gewaltige Verluste. Kritiker sagen daher: Derivate sind Teufelszeug! Sie verführen unerfahrene Anleger zu riskanten Wetten und haben schon so manche Firma und Privatanleger in den Ruin getrieben.
Die helle Seite: Absicherung und Stabilität
Doch es gibt auch eine ganz andere Perspektive. Richtig eingesetzt, können Derivate ein wirkungsvolles Risikomanagement-Tool sein.
Profis nutzen sie vor allem zur Absicherung (Hedging):
Landwirte schützen sich mit Terminkontrakten gegen schwankende Getreidepreise
Unternehmen sichern sich mit Devisenoptionen gegen Währungsschwankungen ab
Investoren können mit Derivaten ihre Portfolios gegen Kursverluste absichern
Warren Buffett, bezeichnete Derivate einst als „Finanzwaffen der Massenvernichtung“ und hat dennoch selbst Derivate genutzt, um Risiken abzusichern und Gewinne zu optimieren. Ein großer Vorteil von Derivaten ist, dass man potentielle Verluste auf den Cent genau limitieren kann, dies ist weder bei Aktien noch bei ETFs möglich (Slippage).
Himmel oder Hölle – eine Frage der Nutzung
Ob Derivate nun Fluch oder Segen sind, hängt ganz von der Nutzung ab. Wer sie als wildes Spekulationsinstrument verwendet, kann schneller als gedacht auf dem finanziellen Schafott landen. Wer sie jedoch als Absicherungsinstrument oder strategisch für sein Portfolio einsetzt, kann erhebliche Vorteile daraus ziehen. Unter Berücksichtigung eines ordentlichen Risikomanagement ist es unerheblich, ob gehebelte oder ungehebelte Produkte.
Die Frage ist also nicht: Sind Derivate gut oder böse? Sondern: Weißt du, was du tust, wenn du sie nutzt? Lass mich bitte gerne wissen, ob und wie Du Derivate nutzt.



